Geschichte

Das historische Ustertag-Schiessen

Am 22. November 1830 versammelten sich auf dem Zimiker in Uster ca. 10 000 Mann, um die politische Gleichstellung der Zürcher Landschaft gegenüber der Stadt zu fordern. Der Tag von Uster gab den Auftakt zur Regenerationsverfassung im Stande Zürich, welche Auswirkungen weit über die Kantonsgrenzen hinaus hatte.

Der Ustertag von 1830 hatte eine deutliche Auswirkung auf die damalige Schweizerische Eidgenossenschaft und deren Verfassung von 1848. Jährlich wird das Ereignis in der reformierten Kirche von Uster mit einem prominenten Hauptredner gefeiert. www.ustertag.ch

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ustertag

Dass die Feier dieses historischen Ereignisses schon bald mit einem Schützenfest verbunden wurde, ist nicht weiter erstaunlich. Die Schützengesellschaft Uster war bereits kurz nach ihrer Gründung Mitglied im Schweizerischen Schützenverein geworden und dieser war von Anfang an Bannerträger neuer Ideen und unterstützte das liberale Gedankengut.

Das erste Ustertag-Schiessen fand 1845 statt. Das alte Protokoll vermerkt darüber: "Zur Feier des 22.Novbr. veranstaltete die Gesellschaft ein Numero-Schiessen". Daran teilnehmen durfte nur, wer selber eine Gabe stiftete. Insgesamt wurden dann Gaben im respektablen Wert von 220 Gulden gespendet, darunter zwei Schafe, Bestecke aller Art, Weine, Rauchwaren, Porträts, in- und ausländische Münzen, Pulverhörner usw. Ein Spezialpreis von drei Flaschen Rum und einer Anzahl Zuckerstöcke wurden mit der Zweckbestimmung gespendet, es sei daraus Punsch zu brauen und nach dem Nachtessen sämtlichen Schützen auszuschenken.

Das nächste Ustertag-Schiessen folgte vier Jahre später im Jahre 1845. Von 1859 bis 1867 wurde dann alljährlich ein Schützenfest durchgeführt. Schon bald erwuchs das Bedürfnis nach einem eigentlichen Dorffest. Die Schützengesellschaft übernahm die Organisation zusammen anderen Dorfvereinen. Das Programm war sehr umfangreich: Beleuchtung des ganzen Dorfes mit Petroleumlampen - Fackelzug vom Bahnhof nach dem Zimiker (dem Versammlungsplatz) - Gesang und Festrede auf dem Platz - Bankett im Hotel Kreuz - Feuerwerk auf dem Schloss. Der Tag endigte laut Chronist mit einer erhebenden Feier auf dem Schloss.

Ab 1864 musste an zwei Tagen geschossen werden, weil sich immer mehr Schützen zum Anlass einfanden. Das Schiessen und die Gedenkfeiern verzeichneten bis 1867 auch in der Bevölkerung einen grossen Erfolg. Dann erlöschen die Aufzeichnungen über die Ustertagfeiern. Der Wandel im Schiesswesen hatte wohl in Kombination mit personellen Wechseln in der Schützengesellschaft zum Ende geführt.

Das neue Ustertag-Schiessen

Rund 100 Jahre später wagte die Schützengesellschaft den Ausbau der Pistolenschiessanlage im Mühleholz (Einweihung 1968). Auch wenn sehr viel Frondienst geleistet wurde, blieb doch ein rechter Schuldenberg zurück. Verschiedene Möglichkeiten wurden geprüft. Nach gründlichen Abklärungen wurde der Beschluss gefasst, dass ab 1969 alljährlich um den Sonntag des 22. Novembers herum in Anlehnung an die Ustertag-Feier ein historisches Schiessen stattfinden soll.

Man dachte zuerst an ein reines Sturmgewehrschiessen auf 150m mit ca. 40 Steckscheiben. Nach einem Probeschiessen kamen die Organisatoren aber davon ab. Man blieb beim Standschiessen auf 300m und 50m und wählte eine Ustertag-Spezialscheibe, die dem Schützen ausgehändigt wird. Gleichzeitig entschloss man sich auch für eine kleine Gruppe à 4 Schützen und für minimale Gruppendoppel, um die Vereinskassen im Herbst nicht mehr zu strapazieren. So konnte nach intensiven Vorbereitungen in der Schützenzeitung mit folgendem Inserat geworben werden:

Ustertag-Schiessen 22. + 23. November 1969
Ein Gruppenschiessen für nur soviele Mann,
dass ein Auto sie fassen kann;
für wenig Geld, dass - auch wenn sie noch jassen -
die Frauen sie mehrmals ziehen lassen;
mit schönen Preisen und anderem mehr
für Schützen mit Lang- und Kurzgewehr.
Nach diesem klaren und einfachen Muster
wurde geplant der Tag von Uster!

Dieses Muster hatte tatsächlich sofort Erfolg. Das OK rechnete mit 850 Schützen; es kamen aber auf Anhieb 1200 (200 Gruppen auf 300m und 100 Gruppen auf 50m), obwohl am zweiten Schiesstag wegen Nebels nicht geschossen werden konnte und deshalb viele Schützen am 7. Dezember noch einmal antreten mussten. Die Stadt Uster übernahmen grosszügig die Kosten für die ersten Wanderstandarten und deshalb konnte bereits ein bescheidener Gewinn erzielt werden.

Die folgenden Jahre gaben den Optimisten recht. Das Ustertag-Schiessen entwickelte sich sehr rasch zu einem Grossanlass. Jahr für Jahr kamen mehr Schützen. Schon 1972 musste ein dritter Schiesstag eingeführt werden. 1974 wurde ein zusätzlicher Wettkampf auf 25m angeboten. Die Teilnehmerzahl auf allen Distanzen zusammen erreichte erstmals die 3000er-Grenze. Ein weiteres Wachstum führte schliesslich dazu, dass um 1980 die Teilnehmerzahl auf rund 3500 stieg. Als Reaktion wurde auf 300m ein System von Stamm- und Gastsektionen eingeführt und die Anzahl auf 630 Gruppen begrenzt. Dies vor allem weil verschiedene Stimmen mahnten, den Schützen sei es im hektischen Betrieb nicht mehr wohl und langfristig nehme der Anlass Schaden.

Kaum hatte sich die Situation beruhigt, traf uns im September 1989 ein harter Schlag. Bis heute unbekannte Täter zerstörten die Pistolenschiessanlage mit einem feigen Brandanschlag. Mit grossen Anstrengungen gelang es, das Ustertag-Schiessen in provisorischen Anlagen durchzuführen. Ein Jahr später stand bereits die neue Pistolenanlage bereit. Massiver und modern gebaut sowie zweckmässiger eingerichtet als der alte Stand. Geblieben sind erneut Schulden in ansehnlicher Höhe. Die erfreuliche Beliebtheit des Ustertag-Schiessen half uns in der finanziell schwierigen Lage, die Situation im Griff zu behalten. Wie andere Anlässe auch, hatte das Ustertag-Schiessen in den letzten Jahren einen Rückgang bei den Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Auf 300m konnte dadurch die Einteilung in Stamm- und Gastsektionen wieder aufgehoben werden. Somit können wieder alle interessierten Schützen mitmachen.

Heute kommen jährlich rund 2500 Schützen an das Ustertag-Schiessen. Dank dem grossen Einsatz von vielen Funktionären kann ihnen immer ein gut organisierter Wettkampf und eine freundliche Festatmosphäre geboten werden. Und weil alle Funktionäre ehrenamtlich arbeiten, konnten die Finanzen der Schützengesellschaft wieder einigermassen saniert werden.

Allerdings wäre das Ustertag-Schiessen heute nicht nur wegen der Kasse der SGU nicht mehr wegzudenken. Für viele Schützen ist die Reise nach Uster ein fixer Termin im herbstlichen Wettkampfkalender. Viele Sektionen beschliessen ihre Saison mit einem gemeinsamen Ausflug ans Schiessen und einem anschliessenden kameradschaftlichen Beisammensein, oft gefolgt von weiteren Aktivitäten. Die Bedeutung des Anlasses wird auch dadurch unterstrichen, dass der Regierungsrat des Kantons Zürich den Einzelsieger auf 300m mit einer Spezialgabe ehrt. Das Ustertag-Schiessen ist weit über den Namen hinaus zu einem festen Bestandteil der jährlichen Gedenkfeier für die politisch so bedeutsame Volksversammlung von Uster geworden.